Manesse Lady Susan

Die junge Lady Susan sorgt allseits für Aufregung: Frisch verwitwet, kokettiert sie im Nu wieder mit ihren Verehrern. Jane Austens schmaler Romanerstling ist der meisterliche Auftakt eines beeindruckenden Lebenswerks. Raffiniert und lebenskundig schildert er die Herzensangelegenheiten einer Frau, die sich ihrer Attraktivität nur zu bewusst ist und die ihre Reize ganz ungeniert einsetzt. Nicht zwischen Herz und Verstand, Sinn und Sinnlichkeit ist diese vitale Heldin Jane Austens (1775–1817) hin- und hergerissen, sondern zwischen dem, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, und dem, was sie der argwöhnischen Gesellschaft abtrotzen kann. Unerhört weltgewandt und zielstrebig, beteuert sie die Redlichkeit ihrer Motive und bringt die skeptischen Geister ihrer Verwandtschaft und näheren Bekanntschaft in arge Bedrängnis. Kaum einer mag ungerührt dabei zusehen, wie kokett sich die lustige Witwe den Hof machen lässt. Es wird eifrig interveniert, beschworen, vereitelt. Doch Lady Susan weiss ganz genau, was sie will und wie sie es erreicht ... Jane Austen, gern zum Inbegriff viktorianischer Würde und Sanftmut ausgerufen, hat in ihrem ersten Roman eine bemerkenswert zwiespältige, ja durch und durch problematische Frauenfigur geschaffen. Neben der frühen Meisterschaft und der jugendlichen Frische ihres Stils erstaunen vor allem Abgeklärtheit und psychologischer Kenntnisreichtum. In der ihr eigenen Mischung von Scherz und Ernst lotet die Autorin die Untiefen der menschlichen – der männlichen wie der weiblichen – Natur aus. ...